Die arterielle Hypertonie stellt einen wesentlichen Risikofaktor für zerebrovaskuläre Erkrankungen dar. Für Patienten nach Schlaganfall oder transitorisch-ischämischer Attacke in der Anamnese wird bei systolischen Blutdruckwerten > 140 mmHg eine antihypertensive Therapie empfohlen (Hochdruckleitlinien ESH/ESC 2018, Canada 2016, DHL 2015) (55–57).
Anders stellt sich die Situation bei hypertensiven Patienten mit akutem ischämischem Apoplex dar: Innerhalb der ersten Woche nach akutem Apoplex wird eine blutdrucksenkende Therapie allgemein nicht empfohlen (siehe Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie [58] sowie Hochdruckleitlinien [55–57]), es sei denn, der Blutdruck ist exzessiv hoch. Trotz dieser sich in allen relevanten Leitlinien zur Blutdrucktherapie bei Apoplex wiederfindenden Empfehlungen wird aber oft der Blutdruck bei Apoplex-Patienten stärker gesenkt als empfohlen.
Bei Patienten mit chronischer arterieller Hypertonie, die keiner thrombolytischen Therapie unterzogen werden können, soll nur bei extremen Blutdruckwerten > 220/120 mmHg medikamentös interveniert werden. Die Zielgröße ist dann nicht mehr als 25 % Senkung des systolischen RR über die ersten 24 Stunden. Eine Ausnahme stellen Patienten dar, die keinen Bluthochdruck in der Anamnese aufweisen, oder auch Patienten mit manifester Herzinsuffizienz; diese sollen auf Werte von 160–180/90–100 mmHg eingestellt werden. Stärkere Blutdrucksenkung kann fatale Folgen haben im Sinne einer weiteren Verschlechterung der zerebralen Ischämie. Bei Patienten, die sich für eine thrombolytische Therapie eignen, soll erst bei Blutdruckwerten > 180/110 mmHg medikamentös interveniert werden, um das Risiko einer sekundären intrakraniellen Blutung zu reduzieren. Die Konsentierung dieser Empfehlung erfolgte in Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).