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Veröffentlicht: 2016 Aktualisiert: 01.09.2024

Antikoagulation bei Vorhofflimmern mit erhöhtem Risiko

Bei Vorhofflimmern soll unabhängig von der Häufigkeit des Flimmerns eine dauerhafte orale Antikoagulation durchgeführt werden, bei Frauen bei einem CHA2DS2-VASc Score ≥3 sowie bei Männern bei einem Score ≥2.

Vorhofflimmern (AF) ist die mit Abstand häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung. Einer von drei Menschen wird im Laufe seines Lebens AF entwickeln 1. Eine Reihe von Begleiterkrankungen wie arterielle Hypertonie, Herzinsuffizienz, koronare Herzerkrankung oder Herzklappenerkrankungen, aber auch Übergewicht, ein Diabetes oder eine chronische Nierenerkrankung begünstigen die Entstehung. Mehr als 60% der AF Patienten beschreiben eine Einschränkung ihrer Lebensqualität und bis zu 20% entwickeln eine Depression. Vorhofflimmern ist mit einem 1,5- bis 2-fach erhöhten Mortalitätsrisiko assoziiert und ist für etwa 20 bis 30% aller Hirninfarkte verantwortlich. Der Stellenwert einer oralen Antikoagulation in der Primär- und Sekundärprävention des ischämischen Schlaganfalls bei AF ist durch zahlreiche kontrollierte Studien belegt  1. Die Verwendung des CHA2DS2-VASc-Scores stellt eine Vereinfachung der klinischen Problematik dar. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland in großen Registerdaten mit 70% antikoagulierten Patienten (CHA2DS2-VASc-Score ≥ 2) bei neu diagnostiziertem Vorhofflimmern im Mittelfeld 2. Bei vielen Risikofaktoren wie dem Alter steigt das Risiko zudem kontinuierlich und jede binär festgelegte Einteilung ist artifiziell. So handelt es sich um dynamische Risikofaktoren 3, die sich kontinuierlich ändern. Insbesondere für Patienten mit einem CHA2DS2-VASc-Score von 1 (beziehungsweise 2 bei Frauen) ist der potenzielle Nutzen einer dauerhaften orale Antikoagulation (OAK) möglicherweise gering. Hier sollte deshalb ein individualisiertes Abwägen erfolgen. Außer bei Patienten mit mechanischen Herzklappen oder mittel- bis hochgradiger Mitralklappenstenose sollten nicht Vitamin K abhängige orale Antikoagulantien (NOAK) gegenüber Vitamin-K-Antagonisten bevorzugt werden, wobei eine OAK in der Regel eine lebenslange Therapie ist 4. Ist eine OAK kontraindiziert (z. B. nach intrakranieller Blutung ohne reversible Ursachen) kann ein Verschluss des linken Vorhofohrs (LAA-Okkluder) erwogen werden 1.


Hindricks G, Potpara T, Dagres N et al. 2020 ESC Guidelines for the diagnosis and management of atrial fibrillation developed in collaboration with the European Association of Cardio-Thoracic Surgery (EACTS). Eur Heart J 2021;42:373-498. Steinberg B, Gao H, Shrader P et al. International trends in clinical characteristics and oral anticoagulation treatment for patients with atrial fibrillation: Results from the GARFIELD-AF, ORBIT-AF I, and ORBIT-AF II registries. Am Heart H 2017;194:132-140. Fabritz L, Crijns HJ, Guasch E et al. Dynamic risk assessment to improve quality of care in patients with atrial fibrillation: the 7th AFNET/EHRA Consensus Conference. Europace 2021 2021;23:329-344. Steffel J, Collins R, Antz M, et al. 2021 European Heart Rhythm Association Practical Guide on the Use of Non-Vitamin K Antagonist Oral Anticoagulants in Patients with Atrial Fibrillation. Europace 2021 Apr 25:euab065. doi: 10.1093/europace/euab065. 


Keywords: Arrhythmie, Risikofaktor, Blutung, Vorhofflimmern, Antikoagulation, Schlaganfall

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