Überprüfung einer anamnestisch angegebenen Penicillinallergie vor einer Antibiotikatherapie
Patientinnen und Patienten, die anamnestisch eine Penicillinallergie angeben, haben in der Mehrzahl der Fälle keine Penicillinallergie und sollen daher diesbezüglich vor Beginn einer Antibiotikatherapie eingehend zum Beispiel mittels eines Scores evaluiert werden, um den Einsatz von Zweitlinienantibiotika zu vermeiden.
β-Laktam-Antibiotika wie Penicilline spielen eine wesentliche Rolle in der Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten. Circa 5–10 % der Gesamtbevölkerung vermuten, eine Penicillinallergie zu haben. Diese vage Vermutung führt oft zur Dokumentation einer Penicillinallergie, der in der Praxis häufig eine Meidung aller β-Laktam-Antibiotika folgt. In der Mehrzahl der Fälle ist der Verdacht jedoch unbegründet, da nur circa 1 % der Bevölkerung eine echte β-Laktam-Allergie aufweist 1 - 4. Nebenwirkungen der Antibiotika, wie Übelkeit, Diarrhö oder Virusinfektionen mit Exanthemen, können als Allergien fehlgedeutet werden.
Der Einsatz von Zweitlinienantibiotika hat jedoch mögliche negative Folgen wie schlechteres Outcome, vermehrte Resistenzentwicklung 5, höhere Nebenwirkungsraten und steigende Therapiekosten 6 - 11. Deshalb sollen Personen, die anamnestisch eine Penicillinallergie angeben, eingehend evaluiert werden 12. Der Erhebung der Anamnese sollten Patienten identifiziert werden, die risikoarm ein Penicillin-Antibiotikum bekommen können. Dies kann z.B. über einen einfach zu handhabenden Score wie den PEN-FAST Score geschehen 13 - 15. So kann das Delabeling, das durch oft komplexe Abläufe und sehr ausführliche Fragebögen sowie eine hohe Hemmschwelle und Angst vor Fehlern im Alltag erschwert ist, vereinfacht werden 16.