Adäquate Radiologische Diagnostik auch bei CKD 4 und 5
Bei Patienten mit höhergradig eingeschränkter Nierenfunktion (CKD-Stadium 4 und 5, das heißt GFR < 30 mL/min) soll der diagnostische Nutzen einer Röntgen-/ MRT-Kontrastmittelgabe mit potenzieller Reduktion der Morbidität und Mortalität gegenüber potenziellen Risiken stärker berücksichtigt werden.
Das Risiko eines akuten Nierenversagens durch Röntgenkontrastmittel beziehungsweise einer nephrogenen Fibrose durch gadoliniumhaltige Kontrastmittel bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz ist unstrittig. Es ist aber auch unstrittig, dass zum Beispiel Nierenkranke nach Herzinfarkt aus Furcht vor Komplikationen schlechter behandelt werden als Nierengesunde 1. Zusätzlich fehlt vielen Studien zum Röntgenkontrastmittel-induzierten akuten Nierenversagen die adäquate Kontrollgruppe. Wird zum Beispiel bei Nierenkrankheit eine Gruppe mit und eine Gruppe ohne Kontrastmittel unter vergleichbaren Voraussetzungen verglichen, finden sich nach der radiologischen Untersuchung Kreatinin-Anstiege ähnlich oft in beiden Gruppen. Das heißt, Nierenfunktionsverschlechterungen nach Radiologieuntersuchungen sind weitgehend unabhängig von Kontrastmittel und wesentlich durch die Morbidität der Patienten bedingt 2 - 5. Zusätzlich kommen aktuelle Reviews zu dem Schluss, dass bei höhergradiger Niereninsuffizienz die „Niedrig- Risiko Gadolinium-haltigen Kontrastmittel“ ein günstiges Sicherheitsprofil aufweisen 6.
Jüngere Editorials konstatieren daher, dass das Risiko eines Röntgenkontrastmittel- induzierten akuten Nierenversagens beziehungsweise einer nephrogenen systemischen Fibrose nach Kontrastmitteln für die Magnetresonanztomografie (MRT) real, aber überbewertet ist 6. Die Sorge vor Komplikationen sollte deshalb sorgfältig gegen den Nutzen einer aussagekräftigen Diagnostik abgewogen werden.