Sauerstoffgabe bei akutem Myokardinfarkt
Stabile Patienten mit akutem Myokardinfarkt und einer Sauerstoffsättigung ≥ 90 % sollen nicht routinemäßig eine Sauerstoffgabe erhalten.
Ein akuter Myokardinfarkt wird verursacht durch das Missverhältnis von Sauerstoff- und Substratangebot und dem Bedarf des Herzens und führt zu Ischämie und myokardialem Zelltod. Unter der Rationale, dass die Gabe von Sauerstoff das Sauerstoffangebot im ischämischen Myokard erhöht und damit den kardialen Schaden limitiert, wurde über Jahrzehnte bei Verdacht auf Myokardinfarkt routinemäßig Sauerstoff appliziert. Studien und Analysen der letzten Jahre konnten jedoch zeigen, dass die routinemäßige Gabe von Sauerstoff zu einer Ausweitung der Infarktgröße führt und potenziell schädlich ist. 1 - 2. Hochnormale Sauerstoffkonzentrationen im Blut können zu einer koronaren Vasokonstriktion 3 und zu einer vermehrten Produktion freier Sauerstoffradikale führen 4. Aber auch bei Patienten mit einer stabilen koronaren Herzkrankheit führt die Sauerstoffzufuhr mit einer FiO2 von 1,0 zu einer Abnahme des koronaren Blutflusses während der Herzkatheteruntersuchung um 30 % 5. Darüber hinaus konnte in einer großen randomisierten Studie gezeigt werden, dass die Gabe von Sauerstoff bei Patienten mit Verdacht auf Infarkt und einer ulsoximetrischen Sauerstoffsättigung ≥ 90 % keinen Effekt auf die 1-Jahres-Mortalität oder die Rate der Rehospitalisierung nach Infarkt hat 6. In einer Metaanalyse (7998 Patienten, 8 randomisiert kontrollierte Studien) wurde durch eine Sauerstofftherapie das Risiko einer Krankenhaus- oder 30-Tage-Sterblichkeit bei Patienten mit Verdacht auf oder bestätigtem akuten Myokardinfarkt nicht gesenkt 7. Vor diesem Hintergrund soll bei hämodynamisch und respiratorisch stabilen Patienten im akuten Myokardinfarkt bei einer Sauerstoffsättigung ≥ 90 % keine routinemäßige Sauerstoffgabe erfolgen 8 - 9. Beim ST-Hebungsinfarkt wird mit einer moderaten Evidenz Sauerstoff erst bei einer Sauerstoffsättigung < 90% empfohlen mit einer Zielsättigung von 95% 1 - 2610 - 11. Patienten mit einem Risiko für ein hyperkapnisches Atemversagen (z.B. COPD) wurden in den randomisierten Studien zur Sauerstofftherapie bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom ausgeschlossen 1612. Bei diesen Patienten soll eine Sauerstofftherapie erst bei einer Sauerstoffsättigung < 88% begonnen werden mit einer Zielsättigung von 88% bis 92% 11.