Negativ-Empfehlung

Hepatologie 2: Bei Patienten mit Leberzirrhose soll eine Substitution von Gerinnungsfaktoren vor einer Aszitespunktion unabhängig vom Schweregrad der Gerinnungseinschränkung nicht durchgeführt werden.


Aszitespunktionen werden bei Patienten mit Leberzirrhose und portaler Hypertension häufig durchgeführt: regelhaft zur differenzial-diagnostischen Abklärung bei Erstmanifestation von Aszites sowie vor allem unter der Verdachtsdiagnose und zur Therapiekontrolle einer spontanen bakteriellen Peritonitis (19). Dies führt zu Punktionen vorzugsweise bei fortgeschrittener Zirrhose, bei der häufig pathologische Gerinnungsparameter bestehen. Die üblichen Gerinnungsparameter geben das Blutungsrisiko von Patienten mit einer Leberzirrhose aber nicht korrekt wieder, da ein ausgewogener Abfall pro- und antikoagulatorischer Faktoren vorliegt, was die Gerinnung des Blutes nicht beeinträchtigt oder sogar zu einer Hyperkoagulabilität führen kann (24, 25). In einer Studie mit 1 100 Aszitespunktionen zeigten sich keine Blutungskomplikation trotz i) fehlender prophylaktischer Substitution von Gerinnungsfaktoren, ii) einer minimalen Thrombozytenzahl bis 19 000/μl (54 % < 50 000/μl) und iii) einer INR bis 8,7 (75 % > 1,5 und 26,5 % > 2,0) (26). Die Aszitespunktion erwies sich auch in weiteren Studien bei Patienten mit verlängerter partieller Thromboplastinzeit (PTT; bis 2-mal oberer Normwert) oder niedrigen Thrombozytenzahlen (Minimum 50 000/μl) als sicher (27, 28). In der oben genannten Studie traten auch bei ausgeprägteren Thrombozytopenien (≥ 19 000/μl) keine Blutungskomplikationen auf (26). Eine weitere Studie zeigte ebenfalls eine niedrige Blutungsrate von 0,99 % bei Ultraschall-gesteuerten Aszitespunktionen bei Patienten mit einer Thrombozytopenie mit mittleren Werten von 38 400/μl (29). Bei Patienten mit Leberzirrhose erlauben weder erniedrigte Thrombozytenzahlen noch PTT- und Quick-Wert eine gesicherte Aussage zum Blutungsrisiko (30). Die prophylaktische Substitution von Blutprodukten (Thrombozytenkonzentrate, Fresh Frozen Plasma [FFP], Gerinnungsfaktoren) wird daher in Leitlinien vor einem Niedrigrisiko-Eingriff wie einer Parazentese nicht empfohlen (19, 30–32). Insbesondere auf FFP Gaben sollte verzichtet werden, da die damit verbundene Volumenzufuhr zu einer Erhöhung des Pfortaderdrucks mit einem Anstieg des Blutungsrisikos führen kann (30, 32). Allenfalls bei einer Thrombozytopenie unter 20 000/μl oder oder disseminierter intravasaler Gerinnung kommt eine Thrombozytensubstitution infrage (33).

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